Teil I: Die Falle

 

1.Blinde Führer

Dies Buch ist sowohl ein Schrei meines eigenen Herzens, als auch eine Antwort auf den Herzensschrei anderer. Seit Marilyn und ich vor 13 Jahren entschieden, unseren ältesten Sohn nicht zum Kindergarten zu schicken, und kurz danach keins unserer Kinder zur Schule zu senden, haben wir das Wachstum der Schule zu Hause vom kleinen Samenkorn zum riesigen Baum beobachten können. Weil wir unter den ersten waren, die in unserem Teil des Landes zu Hause unterrichteten, und weil unsere Familie zu einer ziemlich … äh, ansehnlichen Größe anwuchs, haben wir viel Aufmerksamkeit erregt und fanden uns plötzlich in einer Beraterposition für andere Mütter und Väter wieder, die dasselbe wie wir für ihre Kinder tun wollten. Unsere Suche nach Antworten für unsere und die Fragen unserer Freunde führte zur Gründung des „Schule zu Hause Seminars für lernende Eltern“, welches heute eine Neun-Stunden-Inszenierung ist. Interessanterweise teilen Eltern allgemeine Anliegen und haben daher die gleichen Fragen. Zunächst fragen die meisten Eltern nach der Legalität. In den letzten Jahren wurden so viele neue Gesetze als Antwort auf das phänomenale, landesweite Wachstum der „Schule zu Haus“ erlassen, das es in nahezu allen 50 Bundesstaaten der USA Eltern gesetzlich erlaubt ist, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten.

Deshalb ist die zweitwichtigste Frage an die erste Stelle gerückt: Bin ich überhaupt in der Lage, meine Kinder zu unterrichten? Wiederum hat die weite Verbreitung der Bewegung dieser Frage ihren Schrecken genommen. In einigen Teilen des Landes scheint jeder es zu tun. Die meisten Leute, die einen Unterricht zu Hause überdenken, kennen jemanden, der es bereits tut und dabei nicht fähiger als sie selbst zu sein scheint. Die Frage, die wir wahrscheinlich am dritthäufigsten hören, betrifft die Herausforderung, die zur Entstehung dieses Buches geführt hat: Wie wird mein Kind lernen, mit andern klarzukommen?

Die Sozialisationsfrage konkurriert heute mit der Frage der Lehrbefähigung als dem Hauptanliegen von zu Hause Unterrichtenden und von solchen, die gerade angefangen haben oder es sich noch überlegen. Ganz sicher ist die Sozialisation das Lieblingsargument der Verleumder: „Oh, ihr unterrichtet zu Hause. Seid ihr nicht darüber besorgt, dass Isolation eurem Kind schaden wird?“ Übersetzt man diese Aussage, so nehmen sie an, dass Schule zu Hause gleichbedeutend mit dem Anketten des Kindes an der Kellerwand und dem Versorgen mit Knochen und Brotrinde ist.

Ich kann nicht erkennen, dass sich die Frage der angeblich fehlenden Sozialisation allmählich von selbst erledigt, wie es bei den beiden anderen Streitpunkten der Fall war. Vielleicht wäre es angemessener zu sagen, dass das Problem sich in einer bedauerlichen und gefährlichen Weise von selbst löst; denn die Sache wird in einer falschen Art und Weise gehandhabt.

Um die falsche Antwort zu verstehen, müssen wir die Frage erweitern. Wenn jemand fragt: „Wie werden diese Kinder lernen, mit anderen fertig zu werden?“, dann meinen sie eigentlich „Wie werden diese Kinder den Umgang mit anderen lernen, wenn sie nicht in die begleitende Struktur der Gleichaltrigen einer Schulklasse (in der Schule) eingebunden sind?“ Neun von zehn zu Hause Unterrichtenden und fast jeder außerhalb der Bewegung würde hier eine falsche Antwort geben. Sie würden sagen, dass zu Hause unterrichtete Kinder das Aufwachsen in der Gruppe von Gleichaltrigen durch Jugendgruppen in der Gemeinde oder Nachbarschaft ausgleichen können. Sie würden antworten, dass die zu Hause unterrichtenden Eltern die Sozialisation in der Schule mit einem gleichwertigen Produkt einer anderen Marke ersetzen können (und vermutlich auch sollten). Diese Antwort ist falsch und zeigt unserer Meinung nach eine weithin anerkannten Irrtum, der in tausenden von Familien die Freude am Unterrichten zu Hause tötet. Es ist das Anliegen dieses Buches zu zeigen, warum diese Antwort falsch ist und dass Gott einen besseren Weg parat hat.

 

Die Legende

Es ist eine der größten Legenden unserer Tage, dass die Art und Weise angemessen sei, wie das moderne Amerika seine Kinder sozialisiert, und sogar der beste Weg, auf dem soziale Fähigkeiten und Werte gelernt werden können. Man geht dabei davon aus, dass Gruppen von Gleichaltrigen unseren Kindern gut tun und dass die Kinder deshalb in den Schulen zu solchen Gruppen zusammengefasst werden. Man setzt dabei auch voraus, dass Kinder viel Umgang mit Gleichaltrigen benötigen. Daher sind weitere Aktivitäten vonnöten, um Kinder desselben Alters selbst außerhalb der Schule zusammenzubringen. Um es anders auszudrücken: die Legende behauptet, dass Kinder sehr viel Zeit mit Gleichaltrigen verbringen müssen, um angemessen mit anderen Leuten umgehen zu können.

Die Haupt-Legende können wir als Sammlung gleichartiger Legenden ansehen. Oder wir können es mit einer Krake vergleichen und deren „Tentakeln“ neben anderen auflisten:

  1. Die Schule ist ein großartiger Ort, um soziale Fähigkeiten zu lernen.

  2. Ständige Vergleiche und Kämpfe mit anderen sind für Kinder nicht schädlich.

  3. Mannschaftssport ist der ideale Weg, um Zusammenarbeit, Selbstbeherrschung und Engagement zu lernen.

  4. Es bedarf spezieller Anstrengungen für zu Hause unterrichtete Kinder, um den Mangel an sozialer Betätigung auszugleichen.

  5. Gemeindeaktionen sollten nach dem Alter gestaffelt organisiert sein.

  6. Verabredungen („Dates“) bringen Jugendlichen Beziehungsfähigkeiten bei, die sie später in ihrer Ehe benötigen werden.

  7. Das Fernsehen ist für die Sozialisation wertvoll, weil es die Kinder mit der Welt außerhalb ihres Heims bekannt macht.

  8. Soziale Kontakte sollten zufällig zustande kommen, damit Kinder eine große Vielfalt von Persönlichkeiten und Charakteren kennen lernen.

Meiner Überzeugung nach ist jede dieser Annahmen falsch. Es ist unerheblich, dass sie das Fundament des Zeitgeistes über die soziale Entwicklung des Kindes bilden. Praktisch jeder glaubt das, aber auch fast jeder glaubt, dass der Mensch vom Affen abstammt. Es gab eine Zeit, da glaubte jeder, dass die Erde eine flache Scheibe ist. General Sherman drückte es so aus: „Vox populi, vox humbug.“1. Das ist fast alles lateinisch und wert nachgesehen zu werden.

Mich beunruhigt, dass nicht nur der Welt- und der Schulmensch das glauben, sondern die meisten zu Hause Unterrichtenden auch noch. Ich bin nicht mit irgendwelchen Studien hierzu vertraut, meiner Erfahrung nach hält ein hoher Prozentsatz von Heimschuleltern ihre Kinder aus sozialen Gründen der Schule fern. Die Gruppe von Gleichaltrigen schadete ihren Kindern, deshalb haben sie sie herausgenommen. Trotzdem machen die meisten Unterricht-zu-Hause-gebenden kehrt und sehen sich für ihre Kinder nach allen Arten von Betätigungen für Gleichaltrige um. Dadurch schwören sie dieselbe Situation wieder herauf, in der ihre Kinder vorher verletzt wurden. Sie ließen ihre Schutzinstinkte walten, als sie entschieden, ihre Kinder zu Hause zu unterrichten. Aber ihr eigenes sozialisiertes Empfinden redet ihnen ein, dass ihren Kindern jetzt etwas fehlen würde. Sehr bald finden sich die Kinder bei den Pfadfindern, in Sportvereinen und verschiedenen Jugendangeboten der Gemeinde wieder. Es erscheint mir tragisch, dass die meisten Heimschullehrer lieber fern von ihrem Heim sind, so dass sie zu Hause nicht unterrichten können.

 

Zwei Lebensentwürfe und der Weg zurück nach Ägypten

Wieso tappen so viele Leute in diese Falle? Weil sie eine unbiblische Sicht von Sozialisation und der Familie haben. Sie nehmen an, das normale Leben zu Hause, in der Gemeinschaft, der Gemeinde oder auf dem Marktplatz würde nicht genügend Gelegenheiten für soziale Entwicklung geben. Deshalb brauche Unterricht zu Hause Hilfe in Form künstlicher Betätigung.

Das Problem liegt bei den unterschiedlichen Lebensentwürfen. Die meisten Leute kommen gar nicht auf den Gedanken, dass die Bibel einen Plan fürs Erwachsenwerden enthält und dass es ein Teil dieses Plans sein könnte, den Umgang mit anderen zu lernen. Aus diesem Grund sind wir der Willkür unserer eigenen Ideen von Versuch und Irrtum preisgegeben. Normalerweise erledigen wir dann die Dinge, wie wir es schon immer andere haben tun sehen. Während wir das tun, haben wir den Weg unserer Zeitgenossen gewählt, statt die Bibel zum Vorbild zu nehmen.

Im Allgemeinen wählen wir entweder das Modell der Schule oder das der Bibel für unseren Ausbildungsplan. Einige wenige wählen einen komplett zurückgezogenen Lebensstil mit ihren Familien auf einem Anwesen im Hochgebirge, aber die meisten Heimschuleltern bleiben an ihrem Ort wohnen und passen ihren Lebensstil an. Forscher versichern uns, dass wir häufig alles, was wir in jungen Jahren beobachten, als vorbildhaft akzeptieren. So wurde die Schule unser Vorbild für die Erziehung und deshalb akzeptieren es die meisten von uns, ohne in der Bibel nachzuforschen, ob Gott nicht einen besseren Weg bereithält.

Das Schulmodell der Erziehung bringt eine starke Betonung auf Sozialisation in einer Gruppe von Gleichaltrigen mit sich. Schulkinder verbringen in Amerika 30 bis 40 Wochenstunden mit ihresgleichen in großen Gruppen und die „gut angepassten“ noch mehr als das in außerplanmäßigen Aktivitäten. Das ist gängige Praxis seit Generationen und wir sind inzwischen darauf geprägt, es als normal anzusehen. Kinder brauchen viel Zeit mit ihresgleichen. Wir wissen zwar nicht warum, aber nehmen an, dass es sich so verhält. Schließlich organisieren die staatlich ausgebildeten Schulprofessionellen es so und die Regierung würde uns doch niemals betrügen, oder?

Die Tendenz, unsere gegenwärtige Gesellschaft mit ihrem schulbetonten Schema als Vorbild für Heimschulunterricht zu nehmen, zeitigt eine Reihe von grotesken Resultaten. Mütter, die zu Hause ihren kleinen Kindern vorlesen sollten, fahren stattdessen viele Meilen mit ihren Autos, schneller als Richard Petty2. Sie sind hier, sie sind dort, sie sind überall, während sie ihre Kinder zu diesen Aktivitäten karren, hier jenen Verein, dort die andere Unterrichtsstunde – statt eine „Hausverwalterin“ zu sein, „können ihre Füße nicht zu Hause bleiben“3. Mutter ist ausgepumpt, die Kinder sind hyperaktiv und das Baby wurde nicht geschaukelt. Jedes Mal, wenn eine Mutter eine raffinierte Idee für eine Exkursion hat, ruft sie den Leiter der „Schule zu Hause“-Gruppe an und heraus kommt, was eine „Viehtreiber“-Exkursion genannt wurde. Die Treiber (die Eltern der verschiedenen Kinder) sind verpflichtet, höflich miteinander umzugehen, die einzelgängerischen Kinder lenken sich jedoch gegenseitig ab und der Museumsdirektor hat sich längst in seinen Büroschrank verkrochen, wo er in einer fötalen Haltung quengelnd auf dem Fußboden liegt. Warum organisieren wir eigentlich keine Exkursionen nur für unsere Familie? Weil sie in der Schule immer in großen Gruppen abgehalten wurden und die Schule ist nun einmal unser Vorbild.

Das Beispiel der Schule bringt Eltern in Teufels Küche. Wöchentliche Prüfungen, umfangreiches Wirtschaften, Semester-Übersichten und Schultypisches in Hülle und Fülle zieren unseren ansonsten empfindlichen Tagesablauf. Aber hier geht es ja um soziales Lernen. Deshalb müssen sie mein nächstes Buch abwarten, wenn sie mich über all das schwärmen hören wollen.

 

Gruppentherapie

Wie ich schon sagte liegen die meisten Heimschuleltern falsch, wenn es um die sozialen Bedürfnisse ihrer Kinder geht. Manchmal wären einfach nur etwas Zeit und Überlegung nötig gewesen. Es ist ein ziemlich großer Schritt für die meisten Leute, sich fürs Unterrichten zu Hause zu entscheiden, während dessen werden die sozialen Aspekte erst einmal zurückgestellt, zuerst müssen die rechtlichen Fragen, die Sammlung von Lehrmaterial usw. geklärt werden. So manche Mutter, die mit einer „Aktivität ist gleich Produktivität“-Haltung anfängt, kommt schließlich zur Einsicht und hört auf, ihre eigene Schule aufmachen zu wollen.

Oft entsteht aber gerade dann ein Problem, wenn die Eltern eine gute häusliche Lernatmos­phäre schaffen wollen, weil sie wenig Hilfe haben und viel Kritik einstecken müssen. Andere Leute scheinen nicht zu verstehen, dass Kinder (ganz zu schweigen von den Eltern) zu Hause Zeit brauchen, um lesen, arbeiten, spielen und träumen zu können oder einfach nur sie selbst zu sein. Sie wurden von der schulischen Annahme indoktriniert, dass ein Kind in eine Unmenge an Aktivitäten außer Haus gestürzt werden muss, um eine gut angepasste Person sein zu können.

Ganz sicher tragen auch die Elterntreffen für „Unterricht zu Hause“ einen Teil der Schuld. Die Notwendigkeit für solch eine Gruppe wird meist erkannt. Die Eltern fühlen zwar die Dringlichkeit, haben aber kein klares Ziel und wissen nicht, nach was sie eigentlich suchen. Was sie wirklich brauchen ist Ermutigung, Mitgefühl und Ideenaustausch unter Eltern. Elternunterweisung und Zuspruch heißt das Spiel. Aber die Verschulung ist so tief im Unterbewusstsein verankert, dass Hilfsgruppen für Eltern sich normalerweise in Aktionsgruppen für Kinder oder Familien verwandeln. Jetzt geht es wieder los. Eine Gruppe, die sich formiert hat, um Heimschuleltern zu helfen, fängt an die Erzieher von zu Hause abzuziehen. Man schämt sich wegen Ideen für die Elternunterweisung und plötzlich wird jemand von einem Inspirationsblitz getroffen: „He, lasst uns im nächsten Monat zusammenkommen und die Kindern zum Zoo fahren!“

Nein, lasst uns das nicht tun! Wenn uns in diesen Treffen die Ideen ausgehen, dann lassen wir das nächste Monatstreffen eben ausfallen und jeder von uns fährt mit seinen eigenen Kindern in den Zoo. Lasst uns nicht alle zusammen dahinfahren. Wenn wir nur mit unserer eigenen Familie fahren, dann kann eins der Kinder ruhig griesgrämig werden. Seine emotionale Verdauungsstörung wird dann nicht zu einem blauen Auge für eine riesige Gruppe und die gesamte Heimschulbewegung werden. Lasst jedem seine Ungestörtheit, Zeit und Konzentrationsfähigkeit, um die Fragen unserer Kinder über die Tiere zu beantworten und mit ihnen das Wunder und die Aufregung zu genießen. Lasst uns mit unseren eigenen Kindern auf einer Parkbank sitzen und etwas Sonnenschein und Zuckerwatte genießen. Lasst uns einen fröhlichen und erleuchtenden Ausflug in den Zoo unternehmen, ohne die Notwendigkeit zu anderen Erwachsenen freundlich sein zu müssen und sich um jedermanns Kinder zu kümmern, während wir mit den Eisbären schwimmen gehen.

Hilfegruppen können sehr einfallsreich sein. Einige bilden sogar Jugendgruppen, um die Trennung zwischen Kindern, Eltern und Geschwistern noch weiter zu treiben. Es ist nicht ungewöhnlich Gruppen anzutreffen, die 4-H4, Bands (Musikgruppen), verschiedene Arten von Unterricht und sogar Sport-Teams anbieten, also kurz gesagt eine Art Schul-System.

Diese Art der Annäherung an staatlichen Schulunterricht spiegelt ein Phänomen wider, was ich die „Straße zurück nach Ägypten“ nenne. Erinnern sie sich, dass die Israeliten im 2. Buch Mose (Exodus) der Sklaverei in Ägypten entkommen waren, aber dann herausfanden, dass ihr Zigeunerleben ohne einige der Annehmlichkeiten des alten Lebensstils war? 4. Mose 11 erzählt die Geschichte. Die Israeliten kamen (nicht zum ersten Mal) zu Mose, um sich zu beschweren, weil ihre Reisekost nicht ihrem kultivierten Appetit entsprach. Sie sehnten sich zurück nach den Fleischtöpfen Ägyptens, wo sie (lese ich das richtig?) Salatgurken, Melonen, Lauch, Zwiebeln und Knoblauch aßen?! Gott hatte diesen Leuten eine göttlich eingerichtete Manna-Diät verschrieben, von Gabriels Bewirtungsservice besonders zubereitet und ausgeliefert, und sie winselten, weil sie nach Ägypten zurückkehren wollten, um zusammen unter zwei Millionen Fällen von Mundgeruch wohnen zu dürfen.

So war es schon immer. Wir wissen einfach nicht, was gut für uns ist. Wir verbringen unsere Jugend damit, Gefallen an den minderwertigen Schnellgerichten („fast food“) der Welt zu finden, und wenn sich uns die Chance bietet, das gegen Gesundheit und Freiheit einzutauschen, dann können wir es nicht lassen. Wir schauen nach der Abzweigung aus, auf der wir nach Ägypten zurückkommen können.

Das erinnert mich an eine Geschichte, die ich gelesen habe, über ein Stallfeuer in einem Gestüt zur Zucht reinrassiger Pferde in Kentucky. Der Schreiber berichtete, dass die Pferde, nachdem sie bereits aus der Scheune geführt waren, am Zurückgaloppieren in das brennende Gebäude gehindert werden mussten. Sie waren so an ihren Unterschlupf gewöhnt, dass sie bei drohender Gefahr in den Stall zurückrennen wollten, nachdem sie bereits gerettet worden waren.

Ein dritter Vergleich, der mir in den Sinn kommt, handelt von den Hunden für die HHuFuchsjagd meines GroßVäter. In meiner Heimat Ozarks5 war die Fuchsjagd ein beliebter Volkssport. Ein Großonkel von mir wünschte sich nach seinem Tod ein eingelassenes Rohr am Kopfende seines Grabes, um hören zu können, wie seine Jagdhunde bei der Fuchsjagd rennen. Diese Fuchsjagden waren nicht nach der englischen „Horrido“-Art, wo reiche Lümmel in sehr fragwürdiger Kleidung auf schönen Pferden hinter einer Meute von tausend jaulenden Hunden herreiten. Die alten Hinterwäldler kamen bei Nacht, parkten ihren Kleinlastwagen tief im Wald und ließen ihre Hunde los, um eine Fuchsspur zu finden und ihr zu folgen. Mit Begeisterung folgten sie den kläffenden Hunden. Das Gebell verriet ihnen, wessen Hund die Schar gerade anführte, wer zuerst einen Fährtentrick des Fuchses herausfand usw. In jenen Tagen war das ein großer Nervenkitzel (ich denke, sie hätten dabei sein müssen). Als kleines Kind ging ich mit Großvater zusammen los, aber verbrachte meine Zeit meist gelangweilt und schläfrig. Ich hatte mehr Spaß daran, den Hunden am nächsten Tag ihre Kletten aus dem Fell zu zupfen.

Wie auch immer, einmal kaufte Großvater ein Paar neue Hunde, deren Verhalten ziemlich merkwürdig war. An einem der ersten Morgen, nachdem sie angekommen waren, holte er sie aus der Scheune und wollte ihnen etwas Sonne gönnen. Es war seine Gewohnheit, sie an einem Schlackenbetonblock draußen im Scheunenhof anzuketten, wo sie die frische Luft genießen konnten, ohne zum Jagen in der Hitze des Tages entkommen zu können. Aber diese neuen Hunde hatten Angst, die Scheune zu verlassen. Als Opa sie herausließ, musste er sie zerren, während sie kämpften und wimmerten, um wieder zurück in die Scheune zu kommen. Er erklärte mir, dass sie „Scheunen-Hunde“ wären. Der Vorbesitzer musste sie in der Scheune gehalten oder weggeschlossen haben, wenn sie nicht auf Jagd gingen. Sie brauchten die Sonne und frische Luft, aber weil es ungewohnt für sie war, fanden sie es bedrohlich. Sie kämpften sich in ihre dunkle, muffige Grube innerhalb der Scheune zurück.

Ich mag ja die Sinnbilder überstrapazieren, aber dieses „Rückkehr nach Ägypten“-Syndrom ist das größte Erfolgshindernis für den Unterricht zu Hause. Wir können die soziale Entwicklung nicht besprechen, ohne uns damit zu befassen. Unzählige Ehepaare haben Heimschulunterricht für ein oder zwei Jahre ausprobiert und waren dann durch ihre selbstverursachten Probleme so entmutigt, dass sie ausbrannten und ihre Kinder zur Schule zurückbrachten. Sie kehrten nach Ägypten zurück, ohne überhaupt zu bemerken, dass das verheißene Land nur ein kleines Stück weiter die Straße entlang begonnen hätte. Wie wenden sich Eltern nach Ägypten zurück? Indem sie außerhalb der Schule versehentlich denselben Druck auf die Kinder ausüben, den diese schon in der Schule ertragen mussten. Dabei laufen sie im Kreis und verwickeln die Kinder in hundert Aktivitäten mit Gleichaltrigen. Sie werden Taxifahrer und blechen für unnötigen Unterricht und sozial motivierte Ausflüge, während ihre Kinder in Wirklichkeit viel Zeit bräuchten, um mit Mama und Papa etwas zu unternehmen, um mit ihnen zu spielen, sich um ältere und jüngere Geschwistern zu kümmern und von ihnen zu lernen. Wir handeln, als wenn jeder Ort in der Welt besser für Kinder wäre, als ihr eigenes Zuhause, während doch genau das Gegenteil der Fall ist.

 

Körperschmerzen

Die Gemeinde des 20. Jahrhunderts hat Mitschuld an dem Problem, über das wir hier sprechen. Sie sollte die Familien ermutigen. Viel zu oft leben die beiden jedoch aneinander vorbei. Die Bibel macht sehr deutlich, dass Familien für die Gemeinden wichtig sind und umgekehrt. Gott hat die Familie derart aufgewertet, dass nur der ein Ältester in der Gemeinde werden kann, der seine Familie erfolgreich geleitet hat (1. Timotheus 3,4-6; Titus 1,6).

Die heutigen Gemeinden sind im Großen und Ganzen in ihrem Dienst an den Familien gescheitert. Die Voraussetzungen für Leiter wurden gelockert, so dass es für einen Mann nicht länger nötig ist, eine vorbildhafte Beziehung zu seiner Frau und zu seinen Kindern zu haben, bevor er die Leitung übernehmen kann. Schlimmer noch: die Gemeinden leiten Eltern nicht an, erfolgreich in Ehe und Familie zu bestehen. Predigten laufen auf jedes erdenkliche Thema hinaus, aber Botschaften, die Eltern in ihren kritischen Rollen anleiten, gibt es nur wenige und die sind weit gestreut.

Das Spalten der Familien ist das wahrscheinlich Schlimmste, was die moderne Gemeinde je getan hat. In unseren Seminaren spreche ich immer wieder an, dass die Trennung der Kinder nach Altersgruppen in der Schule sie auf eine Welt vorbereitet, die es gar nicht gibt. Trotz der bewusst inszenierten Täuschung über die Bedeutung des Lernens mit Gleichaltrigen müssen Leute in der realen Welt mit allen Altersklassen auskommen. Wenn ein frisch Eingestellter am ersten Tag mit seiner Arbeit beginnt, wird ihm nicht gesagt, dass er sich bei Anlage B melden solle, weil dort all die 27-jährigen arbeiten würden. Als ich vor Jahren dem Rettungsdienst beitrat, wurde ich nicht angewiesen, dass ich in derselben Nacht telefonisch erreichbar sein sollte, wie die anderen meiner Altersgruppe. Es mag sein, dass unsere Wohngegend hier und dort Rentner oder karrierebewusste Stadtmenschen anzieht, aber normalerweise sind alle Altersschichten vertreten. Die Realität ist eine vom Alter her ausgewogene Welt. Die Gemeinde ist die einzige wichtige Organisation, die dem Schulsystem in der Trennung nach Altersklassen gefolgt ist.

Die Gründerväter waren gewohnt, während zweistündiger Predigten mit Babys auf dem Schoß auf langen Holzbänken zu sitzen (ich unterstütze nicht den Zeitrahmen), und einige Gemeinden handhaben es heute noch genauso. In unserer Nähe haben wir eine konservative Mennoniten-Gemeinde, wo die Eltern mit ihren Babys und Kleinkindern in den wenigen hinteren Reihen sitzen und ihre Kinder rausbringen, wenn sie zu unruhig werden. Ein paar Räume im Hintergrund dienen als Kinderzimmer, wo die Mütter ihre Babys wickeln, stillen oder zum Schlafen ins Bett legen können. Ich würde gern mal einen Gemeindesaal sehen, wo Stillräume im hinteren Bereich integriert sind, mit schallisolierten Wänden, Einwegglas, Schaukelstühlen, Gitterbetten, Wickelkommoden und Platz für Kleinkinder, die noch keinen ganzen Gottesdienst durchhalten können. Lautsprecher könnten den Gottesdienst übertragen, aber der Babylärm könnte nicht herausdringen. Mütter könnten den Gottesdienst genießen, ohne ihr Kind im Kinderraum abgeben zu müssen, wo sie von Fremden beaufsichtigt werden und Krankheitskeime durch Schnuller und Kauspielzeug austauschen können. Nur wenige Gemeinden achten heute ihre Mütter und Babys wichtig genug, um zusätzliche Ausgaben für diese Einrichtungen zu machen, aber mag sein, dass die Zeit noch kommt. Jemand musste es jedenfalls mal vorschlagen.

Fürs Erste würde es schon ausreichen, wenn Mütter sich im Gottesdienst nicht bei jedem Piep ihrer Kleinen wie Marsmenschen fühlen müssten. Ich weiß, es lenkt ab, wenn ein Kleinkind losschreit, aber lasst uns vernünftig sein. Die meisten Eltern sind rücksichtsvoll genug, um ein Kind herauszubringen, bevor es den Gottesdienst mit seinem Geschrei ernsthaft stören kann, und andere können still ermahnt werden. Wo sind eigentlich all die älteren Frauen, die mit dem Heraustragen des Babys einen Dienst tun und so der belasteten jungen Mutter einen ganzen Gottesdienst ermöglichen? Zum Teil ist es tatsächlich unsere eigene Schuld, dass wir die Geräusche eines Kindes als störend empfinden. Wir Erwachsenen sind verantwortlich, dass wir nicht an Kinder im Gottesdienst gewöhnt sind. Auch wenn ich mich damit ein wenig einmische: wenn wir durchs Fernsehen nicht so verdorben wären, könnte wir uns besser konzen­trieren und unsere Frustrationstoleranz wäre höher.

Es gibt einen ungeheuren Druck auf Familien, sich zu teilen und am Programm ihrer Gemeinde teilzunehmen. In den aktiveren Gemeinden gibt es von der Babyliste bis zum Ältesten für jede Gruppe nach Alter getrennte Dienste. Da müssen unsere Kinder ja auf die Idee kommen, dass die Gemeinde ein Ort ist, wo man hingeht, um die Familie zu trennen.

Die Sonntagsschule ist dabei ein Hauptschuldiger. Natürlich ist mir auch klar, dass man nur gute Absichten mit der Sonntagsschule hegt. Ich kritisiere lediglich die Methode. Als Dwight Moody ein junger Mann in Chicago war, fing er seine Evangelistenkarriere damit an, dass er Straßenkinder zur Sonntagsschule brachte. Damals fand das am Nachmittag statt, wenn die Gemeindefamilien bereits nach Hause gegangen waren. In diesem Jahrhundert schien niemand den Unterschied zwischen der Sonntagsschule als „Gewächshaus“ für Kinder von Christen und der Missionsstation für Unerrettete zu kennen. Daher wurden die beiden Gruppen gemischt und christliche Eltern brachten ihre Kinder zum Sonntagsschulunterricht, bei dem allein schon diese Anordnung sie zu Kameraden von Kindern machten, die in einem gottlosen Umfeld lebten. Gleichzeitig hatte das System das Kind christlicher Eltern von ihren Familien getrennt, so dass sie ihnen keine Anleitung mehr geben konnten.

Es stört mich, dass Weltmenschen in die Versammlungen der Gemeinde gebracht werden. Die Stoßrichtung der Gemeinde in der Apostelgeschichte war es hinauszugehen und die Welt zu beeinflussen. Wir scheinen den Ablauf umgekehrt zu haben. Wir bringen die Weltmenschen hinein, damit sie die Gemeinde infiltrieren können. Insbesondere was die Jugenddienste anbetrifft, nutzen wir ziemlich weltliche Musik und Aufführungen, um die Anwesenden bei der Stange zu halten. Das Ergebnis ist die Verwässerung unserer Botschaft und die Verschmutzung unserer geistlichen Stellung.

Scheinbar ist eine große Umorganisation im Gange. Ich schlage vor, dass wir damit aufhören, der Welt gefallen zu wollen, indem wir in Altersgruppen einteilen. Lasst uns einige Dienste in der Nachbarschaft einrichten, die wirklichen Nöten begegnen, wobei der Schwerpunkt darauf liegen sollte, Familienvorsteher zu erreichen. Es ist verlockend, sich auf Kinder und Jugendliche zu konzentrieren, weil sei normalerweise leichter zu beeinflussen sind, und wir sie als weniger bedrohlich ansehen. Ich denke, dass bei Vielen das Zweifeln an der eigenen Heilsgewissheit aus einem Mangel an geistlicher Unterstützung in der eigenen Familie resultiert. Natürlich sollten wir darauf bedacht sein, jedem Kind zu helfen, das wir treffen. Ich vermute aber, dass alles viel schneller ins Lot kommen würde, wenn wir unsere Bemühungen auf Erwachsene konzentrierten, insbesondere auf Männer. Wenn ein Mann sich wirklich bekehrt, wird er seine Frau und Kinder auf den richtigen Weg bringen.

Wie ich schon erwähnte verwässern wir unsere Botschaft, um unsere Gemeindeversammlungen für Fremde angenehm zu gestalten. Bitte springen sie nicht gleich auf diese Behauptung an, ohne vorher darüber nachgedacht zu haben. Es ist nicht meine Absicht, es irgendjemandem unbequem zu machen, sondern die Gemeinde-Familien sollten sich von anderen sozialen Gruppen unterscheiden. Ein Ungläubiger oder auch ein fahnenflüchtiger Christ sollte durchs göttliche Vorbild der hingegebenen Gläubigen überführt werden. Schande über uns, wenn ein gegen Gott Rebellierender unter uns sitzen kann und sich vollkommen wohl fühlt. Nein, ich sage nicht, dass wir Ungläubige von unseren Versammlungen ausschließen sollten. Wir sollten aber unsere Zielrichtung drastisch ändern und uns darauf konzentrieren hinauszugehen, um den wirklichen Nöten zu begegnen, statt die Leute durch faule Kompromisse (in der Predigt) und weltliche Musik ohne Überzeugungskraft in die Gemeinde zu locken.

Die frühe Gemeinde war anders. Obwohl die Gläubigen verfolgt wurden, war ihre geistliche Temperatur hoch. Gott wirkte übernatürlich, begegnete den Nöten und geißelte die Sünde. Die Nachbarn wussten, dass sie echte Jünger waren und sich von ihnen unterschieden. Selbst als Gott Zeichen und Wunder unter ihnen vollbrachte, bestrafte er die Heuchelei von Ananias und Saphira mit sofortigem Tod. Als Ergebnis „… kam große Furcht über die ganze Gemeinde und über alle, die dies hörten“ (Apostelgeschichte 5,11) und „durch die Hände der Apostel … geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volk; und sie waren alle einmütig beisammen in der Halle Salomos6. Von den Übrigen aber wagte keiner sich ihnen anzuschließen; doch das Volk schätzte sie hoch; und immer mehr wurden hinzugetan, die an den Herrn glaubten, eine Menge von Männern und Frauen, … (Apostelgeschichte 5,12-13).

Wir sollten das Szenario verstehen. Die Gemeinde war damit beschäftigt, in die Nachbarschaft zu gehen und den Kranken und vom Satan Überwältigten zu helfen. Gott strafte Sünde innerhalb der Gemeinschaft streng und hielt sie dadurch rein. Außenstehende sahen die Kraft und Heiligkeit Gottes am Werk und keiner wagte sich ihnen anzuschließen, aber immer mehr wurden hinzugetan, die an den Herrn glaubten, eine Menge von Männern und Frauen. Weltliche Christen wurden überführt und Außenstehende scheuten sich die Gemeinde zu infiltrieren, aber das Beispiel der reinen Gemeinde hatte seine beabsichtigte Wirkung der Überzeugung und Bekehrung. Beachten sie, dass es hier heißt, dass Männer und Frauen sich bekehrten. Das ist das Ideal; denn wenn Mütter und Väter kommen, dann gehen die Kinder mit – dass heißt, wenn den Eltern beigebracht wird, ihre Familien auf dem rechten Weg zu leiten.

Lasst uns zu einem biblischeren Umgang zurückfinden. Wir sollten in den Gemeinden aufhören, die Familien zu trennen und den Kindern damit indirekt anzudeuten, dass ihre Eltern nicht in der Lage sind, sie ohne Hilfe geistlich zu unterweisen. Fangen wir an, die Eltern zu trainieren, damit sie ihre Kinder unterweisen. Wenn dann die Gemeinde zusammenkommt, sollten unsere Familien gemeinsam anbeten und lernen. Entwerfen wir Dienste für unsere Nachbarschaft, die den wirklichen Nöten begegnen, statt Ungläubige zu ködern, damit sie hereinkommen und unsere Botschaft in einer geistlich verwässerten Atmosphäre hören. Lasst uns beten und arbeiten, um Erwachsene zu erreichen, besonders Männer, die wir dann anleiten, wie sie ihre Familien auf den rechten Weg bringen können. All das kann ohne die komplizierten und ineffizienten Organisationen erreicht werden, die die heutige Gemeinde behindern. Gottes Geld würde sinnvoller ausgegeben werden, Gläubige würden einsehen, dass sie selbst, nicht die Organisation, für den Dienst verantwortlich sind und Eltern würden ihre Kinder nicht mehr vor dem Einfluss der Jugenddienste schützen müssen, die auf weltliche Kinder ausgerichtet sind, um diese „hereinzubringen“.

Bevor und bis diese Änderungen geschehen sind, müssen Eltern dem Druck “die Gemeinde zu unterstützen“ standhalten und ihre Kinder von den vielen Programmen für sie fernhalten. Wir schicken unsere Kinder nicht zur Sonntagsschule, zu den Awanas7 oder Jugendvereinen (es sei denn die Eltern sind mit eingeladen). Wir empfinden es als unsere eigene Aufgabe Gott zu dienen, indem wir unsere Kinder unterweisen. Und wenn wir versagen sollten, dann hätten die Kinderprogramme auch nichts bewirken können. Zusätzlich glauben wir unsere Kinder vor der Abhängigkeit von einer Gruppe von Gleichaltrigen und den vielen anderen Gefahren von diskriminierender Kameradschaft schützen zu müssen.

Neben wohlmeinenden Leuten in Hilfsgruppen und der eigenen Gemeinde gibt es noch viele andere Helferseelen, die ihnen versichern werden, dass es sozial destruktiv ist, ihre Kinder zu „schützen“. Lassen sie uns hier innehalten und darüber eine Minute nachsinnen. Kann es wirklich so schrecklich sein, wenn Eltern plötzlich weniger nachgiebig wären und mehr beschützen würden? Ich weiß nicht, wie sie das sehen, aber wenn ich über die großen sozialen Probleme unserer Zeit nachdenke – AIDS, Scheidung, Drogenmissbrauch, Alkoholismus, Jugendselbstmord, Rassenkonflikte, machthungrige Regierung, Okkultismus, Humanismus, Abtreibung – dann kann ich mir kaum vorstellen, dass all diese Probleme von Kindern verursacht sein sollen, die zu viel Zeit zu Hause verbracht haben. Ich bin dahin gekommen zu glauben, dass der Zusammenbruch der Familienstruktur Schuld ist an der Misere und nicht deren Aufrichtung. Ich frage mich ernsthaft, wie viele Leute, die gerade an AIDS sterben oder noch am körperlichen und physischen Trauma einer Abtreibung leiden, sich wünschen, dass ihre Eltern sie nicht so sehr „beschützt“ hätten.

Von den „Nicht-Beschützern“ hören wir, dass Kinder ihre eigenen Fehler machen müssen. Sie können nicht immer nach den Werten und unter der Leitung ihrer Eltern leben. Sie müssen experimentieren. Sie sollten es alles durch eigene Versuche lernen.

Oh, oh, aber entschuldigen sie mal – haben sie durch eigene Erfahrung gelernt, dass es nicht sehr weise ist, sich vor einen fahrenden LKW zu stellen?

Wenn es irgendetwas gibt, dass die Jugendlichen unseres Landes dringend nötig haben, dann ist es mehr und nicht weniger Unterweisung von ihren Eltern. Einige versuchen sich diesem Ziel durch Erziehung in der Schule oder Ähnlichem zu nähern, aber wir wissen, dass wir dem Bildungssystem nicht trauen können. Gott hat größtenteils die Kinder in den Familien den Eltern untergeordnet, damit sie beschützt werden. „Aber sie müssen doch die Welt um sie herum ausprobieren können, um den Umgang mit ihr zu lernen.“ Richtig. Sie müssen aber auch Autofahren lernen. Dennoch müssen Zeit, Ort und Methode stimmen. Daneben tut man manchmal Recht daran, wenn man einige Dinge meidet. Wir würden unseren Kindern nicht wünschen, dass sie den Umgang mit Haien lernen, indem sie mit ihnen schwimmen gehen, oder mit Gift, indem sie es schlucken. Es ist nicht immer leicht, das zu tun, was man für seine Kinder als das Beste erkannt hat. Der Strom der Meinungen kann ziemlich stark sein, wenn man dagegen anschwimmen will. Einige Leute werden von unserem Beispiel aufgeschreckt und fragen sich, ob sie mal darüber nachdenken sollten, ähnliche Veränderungen für ihre eigenen Kinder einzuführen. Die meisten öffentlichen und privaten Schulen werden von ihnen denken, dass sie ihre Kinder sozial isolieren wollen. Ihre Gemeindeleiter und deren Freunde mögen sie bis zu einem gewissen Grad ablehnen, wenn sie sich weigern, ihre Kinder in „deren“ Projekte zu schicken.

Einige der am schwersten zu verkraftenden Widerstände kommen oft von den denen, die einem am Nächsten und Liebsten sind. Als Marilyn und ich uns für Heimschulunterricht für unsere Kinder entschieden, unterstützten uns unsere beiden Familien. Die Idee schien ihnen eine wenig revolutionär zu sein (insbesondere damals), aber sie wussten alle, dass Marilyn exzellent mit Kindern umgehen konnte, selbst gut in der Schule gewesen war, beachtliche Erfahrung im Nachhilfeunterricht und ein Jahr Lehrerausbildung hatte, bevor sie ihr Leben wegwarf und mich heiratete. Leider war unsere Erfahrung nicht typisch für alle Eltern, die sich für Heimschulunterricht entschieden haben.

Von einer ganzen Anzahl von Paaren hörten wir, dass „Harmagedon“ angebrochen war, als deren Eltern von ihren Plänen für „Unterricht zu Hause“ hörten. Und schließlich hegen Großeltern riesige Erwartungen, was Ziele und spätere gesellschaftliche Beliebtheit ihrer Enkel anbetrifft. Es ist ziemlich schwer, entweder seine Eltern völlig zu ignorieren oder all ihre Sticheleien des Inhalts „Johannes ist ein richtiges Mamakind geworden“ usw. zu überhören. Die idealen Großeltern wohnen am Ort, sind enthusiastische Heimschulbefürworter und bieten eifrig ihre Hilfe beim Unterricht zu Hause an. Außerdem nehmen sie ihnen ihre Kinder ab, damit sie ihre wöchentliche ungestörte Nacht mit ihrer Ehefrau haben können. Leider sind ideale Zustände äußerst selten und viele Eltern erleben einiges an Feindseligkeit von Oma und Opa.

Es ist wichtig, seine Eltern mit Respekt zu behandeln. Ihr Vorbild lehrt ihre Kinder Bände über deren späteres Auftreten ihnen gegenüber. Wenn die eigenen Eltern ihren Plänen nicht sehr gewogen sind, tun sie ihr Bestes, um Frieden zu machen. Wenn die eigenen Eltern ehrliche Einwände wegen der Machbarkeit von Schule zu Hause haben, suchen sie irgendeine Studie heraus, die den landesweiten Erfolg von Heimschulunterricht aufzeigt. Wenn sie sich wegen der sozialen Aspekte Sorgen machen, dann geben sie ihnen dieses Buch, wenn es nicht zu extrem für sie rüberkommt. Erklären sie ihnen, was sie Negatives für ihre Kinder in der Schule beobachtet haben. Wenn es angebracht erscheint, bitten sie sie, ihre Meinungsbildung um ein oder zwei Jahre zu verschieben, bis sie eine Chance hatten, die wirklichen Resultate von Unterricht zu Hause mit eigenen Augen zu sehen. Das ist ein biblisches Prinzip, was wir in Daniel 1,12-13 nachlesen können: Versuche es doch zehn Tage lang mit deinen Knechten, dass man uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken gibt; danach soll man vor dir unser Aussehen und das Aussehen der anderen jungen Männer anschauen, die von der feinen Speise des Königs essen; nach dem, was du dann sehen wirst, handle weiter mit deinen Knechten!

Familie und enge Freunde sind in der Lage, den stärksten Anpassungsdruck ausüben, davon können wir ein Liedchen singen. Wie schon gesagt unterstützt unsere Familie unseren Unterricht zu Hause, aber dass wir keinen Fernseher besitzen, keine Familienplanung betreiben und unsere Kinder nicht zur Sonntagsschule bringen, ist für viele Verwandte und Freunde von uns schwer zu verkraften.

Eine Freundin erzählte mir neulich, dass sie und ihr Mann es genossen hatten, dass wir ihr „vorangegangen“ sind im Ausleben eines konserVaterven Lebensstils mit unseren Kindern. Sie meinte, wenn wir nicht gewesen wären, dann hätten sie nicht den Mut aufgebracht, dem Druck zu widerstehen und ihre Kinder nicht den üblichen sozialen Experimenten auszusetzen. Es ist immer schön, wenn man geschätzt wird. Wir werden allein deshalb oft kritisiert, weil wir 12 Kinder haben, und wir hatten auch schon die zweifelhafte Ehre, unsere Überzeugungen vor Gericht verteidigen zu dürfen.

Man könnte sagen, dass unsere ganze Generation dazu gerufen scheint, einen Weg zu markieren. Fast alle von uns besuchten die öffentliche Schule, hörten Rock Musik und spielten das große soziale Spiel. Jetzt sind wir die Eltern. Und weil wir als junge Leute die kranken 60er und 70er Jahre durchgemacht haben, spüren wir, dass wir zu einem konserVaterveren Lebensstil zurückfinden sollten. Wir wählen Privatschulen oder Unterricht zu Hause, schalten das Fernsehen aus, wir haben soziale Traditionen wie das Verabreden („dates“) mit der Muttermilch eingesogen und stellen es heute in Frage. Die heutigen Heimschullehrer legen durch Versuch und Irrtum eine Grundlage, von der wir hoffen, dass unsere Kinder dauerhafte Generationen von Christen darauf bauen werden. Es ist richtig und gut, dass wir das tun, weil unsere Gesellschaft im Sterben liegt, wobei sie früheren Nationen folgen, die von Gott abgefallen und untergegangen sind. Den Gesellschaftsplanern ist alles Recht, außer dem biblischen Plan zur Bildung von Familien und den Pädagogen fällt nichts Bessere ein, als in der Schule Kondome zu verteilen. Die Gesundung muss schnell kommen und unsere beste, vielleicht einzige Hoffnung ruht auf den christlichen Heimschullehrern, die einen landesweiten Standard der Gottgefälligkeit aufrichten. Die anderen Elemente unserer Gesellschaft mögen darauf eingehen oder tun was sie wollen. Es ist nicht immer leicht, am äußersten Rand der Gesellschaft zu leben, aber es ist jetzt leichter als noch vor 10 Jahren und wird in der Zukunft noch einfacher werden. Der Rand wächst, weil wir immer mehr werden, und andere sehen uns immer weniger als Verrückte an.

Persönlich finde ich es lustig, dass manche uns merkwürdig finden, wo doch alles, was wir wollen, sich mit ihren Wünschen deckt – ein einfacheres, ruhigeres, stärker familienorientiertes Leben. Oft ertappe ich mich bei einem Seufzer vor Verlangen nach weniger sozialen Kontakten für uns Boyers in der Zukunft.

Kürzlich unternahmen Marilyn und ich eine nostalgische Fahrt durch unsere alte Nachbarschaft. Concord ist ein kleiner Ort, ungefähr 16 Kilometer außerhalb der nächsten Stadt, in einer sehr ländlichen Gegend. Genau hinter Concord, in einer von FmHA8 erschlossenen Siedlung, kauften wir unser erstes Haus. Das war im dritten Jahr nach unserer Hochzeit. Wir hatten damals nur zwei Kinder, Rickey war 1 ½ Jahre und Baby Timmy erst zwei Monate alt. Als wir unsere schäbigen Möbel in das kleine, aber brandneue gelbe Haus stellten, waren wir gerade dem Leben im Wohnwagenpark entkommen und konnten unser Glück nicht fassen. Mit den Monaten legte sich unsere Aufregung, wir legten unseren ersten Garten an und unser kleines gelbes Haus wurde zum Heim, vollkommen durch die kleinen Fingerschmierereien auf dem billigen Anstrich der Wände und Eingänge. Es war wunderbar, ein echtes Haus zu besitzen, das nicht schwankte, wenn der Hund durchs Wohnzimmer trottete und wo man ein Bild an die Wand hängen konnte, ohne dass der Nagel aus dem Haus kuckte.

Während der vier Jahre in Concord ging ich wegen meiner unterentwickelten Karriere durch ein Trauma, dies und das ausprobierend, um mich in einer Reihe von passenden Arbeitsplätzen „selbst zu finden“. Unser Familienleben hatte eine hohe Gleichförmigkeit, die bis heute schwer wieder zu erreichen war. Marilyn war im Wesentlichen nur für mich, unsere kleinen Jungs und das gelbe Haus verantwortlich. Unser soziales Leben drehte sich um unsere Gemeinde und einige Nachbarsfreunde. Das Telefon klingelte nicht Sturm wie heute und Besucher waren eher die Ausnahme. Meine Frau konnte jeden Tag auf unsere zwei, dann drei, dann vier kleinen Söhne individuell eingehen und in diesen Jahren entwickelte sie die geistlichen Trainingsprojekte, die garantiert die Mütter in unseren Seminaren begeistern und inspirieren. Unser Leben verlief ruhig, mit Ausnahme meiner jobbedingten Frustrationen, und unser Heim war eine Oase für die Nerven.

Heute sind wir vielbeschäftigte Leute, die Jugendliche und Kleinkinder gleichermaßen großziehen, ein Geschäft führen, Seminare geben, sowie Bücher und Zeitschriftenartikel schreiben. Unser Leben ist interessant und herausfordernd und ich liebe es, auch wenn ich manchmal ein wenig mehr Schlaf gebrauchen könnte.

Wir sind längst nicht mehr die einzigen Heimschuleltern in unserer Gegend und es bereite keine wirkliche Freude, wohlmeinenden jungen Eltern zuzusehen, wenn sie nur ihren Kindern den bestmöglichen Unterricht geben wollen und sich und ihre Familie dabei mit einem Programm beladen, bei dem man schon müde wird, wenn man nur davon hört. Wenn wir sie nur alle erreichen könnten, um ihnen beizubringen, was wir auf dem harten Weg lernen mussten, nämlich dass kein Ort auf der Welt das eigene Heim übertrifft.

Die Zeiten haben sich für unsere Familie geändert. Eine Menge Wasser ist den Bach hinab geflossen, seit wir unser erstes Heim verließen. Aber in meiner Erinnerung bleibt für immer das Bild eines kleinen gelben Hauses in einer stillen Ecke eingebrannt. Eine hübsche junge Frau hängt im Schatten von zwei riesigen alten Kirschbäumen Kleider auf. An der Straße befindet sich ein Garten und ein großer, roter Hund schläft in der Sonne. Diese Szene scheint mir von Jahr zu Jahr typischer für ein echtes Heim.

 

1 Freie Übersetzung: „Die Stimme des Volkes ist die Stimme des Schwindlers.“

2 Eine texanische Nascar-Rennsport-Legende, der 32 Jahre lang viele Rennen gewonnen hat. Viele meinen, dass er wesentlich mitbeteiligt war, die Nascar-Rennen in den populärsten Motorsport Amerikas zu verwandeln.

3 Aus Sprüche 7,11-12: „Sie ist unbändig und zügellos, ihre Füße können nicht zu Hause bleiben; bald ist sie auf der Straße, bald auf den Plätzen; an allen Ecken lauert sie.“

4 Außerschulische Jugendgruppen in den USA und Kanada, die um 1900 herum mit ehrenamtlichen Mitarbeitern begannen, in denen ursprünglich die landwirtschaftlichen Kenntnisse der Jugendlichen aufgebessert werden sollten (Garten anlegen, Bodentests, Korn verarbeiten, …). Heute geht es auch um technische Fertigkeiten, Führungsschulung, Überlebenstraining und Staatsbürgerkunde.

5 Ein Gebiet um einen großen See („lake of the Ozarks“) inmitten des US-Bundesstaats Missouri.

6 Eine ca. 250m lange Säulenhalle an der östlichen Umfassungsmauer des Tempelgebäudes, die von den Juden für Lehre und Verkündigung genutzt wurde (vgl. Joh. 10,23). 

7 Kurzform für “Approved Workmen Are Not Ashamed” (Ein bewährter Arbeiter, der sich nicht zu schämen braucht) nach 2. Timotheus 2,15. Es ist ein Jugendprogramm für Gemeinden, das 1950 in Chicago startete und dem heute allein in den USA über 11.000 Gemeinden angeschlossen sind. Sie haben einen evangelistischen Schwerpunkt, ungläubige Jugendliche und ihre Familien zu erreichen.

8 Eine Abkürzung für “The Florida Manufactured Housing Association”, eine amerikanische Baugesellschaft.